Gesundheitspolitik und Diversität in der Pflegeausbildung
Erding I 17.07.2025

Gesundheitsförderung und Gesundheitspolitik gehören mit auf den Stundenplan der generalistischen Pflegeausbildung. Für die Klassenleitung Kerstin Sievers eine willkommene Gelegenheit, um mit dem Kurs, der im Herbst 2023 die Ausbildung begonnen hat, eine queere Stadtführung in der Landeshauptstadt zu unternehmen. Die Stadtführerin, eine Transfrau und studierte Historikerin, zeigte den Erdingern nicht nur für die LGBTIQ-Community wichtige Orte und Lokalitäten, sondern auch die historische Altstadt. Mit auf dem Programm die Asamkirche, ein Meisterwerk spätbarocker Baukunst in der Sendlinger Straße. Der jüngere Bruder der beiden Architekten, Egid Quirin Asam, blieb Zeit seines Lebens unverheiratet. Ob Homosexualität oder die Obsession des Künstlers der Grund dafür war, ist und bleibt Spekulation. Die Asamkirche liegt zwischen dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Lesben und Schwulen in der Dultstraße und dem AIDS Memorial am Sendlinger Tor. Sie auf einer queeren Stadtführung zu besichtigen, liegt sowohl auf dem Weg wie auf der Hand.
Begleitet von Sekretariatsmitarbeiterin Eileen Skupnik machten die angehenden Pflegefachfrauen und -fachmänner eine spannende Reise durch die Höhen und Tiefen der Münchner Regenbogen-Community. Überrascht zeigte sich der Pflegenachwuchs, dass die Landeshauptstadt in den 80er Jahren zu den vier wichtigsten Metropolen der Gay-Szene zählte. Kein Wunder, dass Freddie Mercury dort eine Wahlheimat fand. Der charismatische Rockstar mit der beeindruckenden Stimme feierte in der Isarmetropole ausgelassene Geburtstagsfeiern und veranstaltete legendäre Drag-Partys. „Einige der Kult-Bars von damals gibt es heute noch“ erklärte die Führerin, die damals als Drag-Queen auftrat und persönlich mit dem Frontmann von Queen gut bekannt war. Besonders interessierte die Auszubildenden, in welchen Clubs es sich auch heute noch zu feiern lohnt. „Unglaublich, wie viele Geschichten, schöne wie schreckliche, sich hinter den Fassaden Münchens verbergen, an denen wir täglich achtlos vorbeigehen“, sagte die 19-jährige Auszubildende Maya Borgsmüller, beeindruckt und erschüttert zugleich, am Ende der queeren Stadtführung.
„Jeder pflegebedürftige Mensch ist wertvoll - mit seiner ganz eigenen Biografie, seiner Geschichte und seiner sexuellen Orientierung. Diese Vielfalt verdient nicht nur Respekt, sondern auch eine Pflege, die sie bewusst anerkennt. Das ist ein Auftrag an uns alle als Gesellschaft. Als Lehrkraft ist es mir wichtig, dies zu vermitteln,“ betont Sievers.